Lehm – Lehmbau – Lehmtechnik

Man nehme Holz als tragendes Element, fülle die Ständer mit Lehm aus und die Gebäude überdauern 100, 200, sogar 300 Jahre. Bei Lehm handelt es sich um einen Baustoff, der in der ganzen Welt über Jahrhunderte zu Hause ist bzw. war.

Lehm, dem Stand der heutigen Technik angepasst

Die ökologischen sowie bauphysikalischen Eigenschaften sind bekannt:

• Feuchtigkeitsregulierend
• Dampfdiffusionsfähig
• Wärmespeichernd
• Schalldämmend
• Wärmedämmend
• Holzkonservierend

-Dampfdiffusionszahl    µ 5/10

-Spezifische Wärme     (1kJ/kgK)

-Wärmedämmend 

-Schallschutz - können die Schallschutzeigenschaften übernommen werden, dem der anderen Massebaustoffe z.B. Beton entspreche

-Feuchteregulierend - die aufgenommene Feuchte wird schnell an die Oberfläche abgegeben

Lehm wird heute mit den Baumaschinen, die üblicherweise auf Baustellen vorhanden sind (Quirl, Betonmischer oder Putzmaschine), aufbereitet und verarbeitet. Dies war einer der wichtigsten Schritte für den Lehm als Baustoff und hat zu dessen Verbreitung beigetragen. Der zeitliche Aufwand ist mit heutigen Lehmfertigprodukten gleich zu anderen Materialen (Kalk, Gips, usw.).

Moderne Lehmbaustoffe und ihre Einsatzgebiete

Lehmbaustoffe:

Bereich Wand + Decke

• Lehmunterputze mit und ohne Stroh
• Lehmoberputz
• Lehmfeinputz (als Sackware oder BigBag)
• Erdfeucht bis Trockenmörtel

• Lehmdekorputz
• Lehmstreichputz
• Lehmfarbe

• Lehmgrundierung
• Lehmspachtel
• Lehmhaftgrund
• Lehmtiefengrund

• Lehmbauplatte
• Lehmsteine
• Lehmmauermörtel

Bereich Deckenaufbau und Füllung

• Lehmgranulat trocken Schüttung
• Lehmdeckenschüttung

Lehmbaustoffe werden sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen eingesetzt.

Ein wichtiger Punkt bei der Verwendung von Lehmputzen ist die Untergrundvorbereitung des vorhandenen Mauerwerks, Hohlblockstein, Ziegelstein, Sandstein, sowie Putze, Kalk und Zement. man kennt ja die verschiedenen Putze und Farben der Bauten, ob Denkmalbau, 50er Jahre Haus, 60er Jahre – 80er Jahre Haus. 

Der Lehmputz muss  auf den verschiedenen Untergründen halten.

Je nach vorhandenem Bestand soll der Untergrund vorbereitet werden, dazu gehört der Lehmhaftgrund als Grundierung.

Lehmputze können im gesamten Innenbereich auf allen saugfähigen, mineralischen Untergründe  eingesetzt werden für Böden, Decken oder Wände.

Die Abriebfestigkeit des Lehmputzes entspricht nicht dem des Kalkputzes.

Lehmsteine, die statisch zu belasten wären, sind keine am Markt.

Es stellt sich auch die Frage, wo sind die Grenzen für die Verwendung von Lehmbaustoffen. Es gibt Möglichkeiten Lehm auch in Hochhäusern einzusetzen.

– natürlich nicht als tragenden Element

– man könnte doch eine Beton Stahlkonstruktion bauen z.B. 9 Stockwerke, kompletter Innenbereich mit Lehmbaustoffe, Trennwände mit Lehmsteine

– Lehmbauplatten

– Lehmputze

– Lehmfarbe.

Die Verarbeitung und Oberflächenstruktur von Lehmputzen ist dem heutigen Stand der Technik angepasst.

Lehmsteine, Putze und Farben müssen spritzwassergeschützt sein.

Oft kommt die Frage, ob Lehm im Bad geeignet sei.

Ja – der Spritzwasserbereich bei Dusche, Waschbecken, Badewanne soll geschützt sein, dort werden Fliesen oder eine Tadellacktechnik angebracht.

Ansonsten ist der Lehmputz erst recht im Bad zu benutzen, da dort sehr viel Feuchtigkeit vorhanden ist.

Einer der größten Eigenschaften von Lehm ist sehr viel Feuchtigkeit aufzunehmen und bei Bedarf abzugeben, man spricht von Feuchteregulierenden Eigenschaften. 

Lehmbaustoffe in der Sanierung

Zeitgemäße Lehmbaustoffe erleichtern ein fachgerechtes Sanieren von historischen Gebäuden. Der Lehm als Fertigprodukt macht es möglich, dass der  Architekt eine Ausschreibung erstellen kann und der Handwerker hat eine Kalkulationsgrundlage um sein Handwerk anzubieten.

Ob Fachwerk, Sandsteinbau, massive Lehmbauten, bei Außenwänden, Decken oder Trennwänden – es gibt viele Lösungen, die einfach und gleichzeitig kostengünstig sind, mit dem gleichen Material was Bestand ist. Im Bestand findet man oft historische Lehmbautechniken, die lassen sich ohne großen Aufwand mit Lehm sanieren.

Die einzusetzenden Lehmbautechniken und der Sanierungsumfang sind nach der Bestandsaufnahme fest zu legen.

Fachliche Begriffe

Staakendecken:  sind Eichenhölzer als Träger der Lehmausfachung.

Strohwickel: Stroh wird um die Eichenhölzer gewickelt.

Lehmgefach: Mit Strohlehm – ein Gemisch aus Lehm und Faserstoffe z.B. Stroh und Flachs

Flechtwerk: Das Geflecht wird mit Haselnuss hergestellt, die in eine Staakung eingeflochten werden

Strohlehm: Bewurf bei Flechtwerk beidseitig das Geflecht bewerfen und zwischen die Ruten drücken

Lehmputze: Können auf saugfähige  mineralische Untergründe aufgetragen werden.

Lehmfarbe: Verwendung auf allen saugfähigen mineralischen Untergründen

Lehmdekorputz: Verwendung auf allen saugfähigen mineralischen Untergründen 

Bei Fachwerkbauten in den Außen- und Trennwänden findet sich häufig eine Ausfachung mit Eichenstaken und Haselnuss als Flechtwerk. Beidseitig ist ein Strohlehmbewurf   vorhanden. Ist dieses Lehmgefach ohne größeren Schaden, kann das Lehmgefach problemlos mit Lehmunterputz saniert werden. Kann das Lehmgefach nicht erhalten werden, sollte es mit Lehmsteinen und Lehmmauermörtel ausgefacht werden. Für den weiteren Aufbau innen empfiehlt sich ein zweilagiger Lehmputz. Im Außenbereich sollte die oberste Putzschicht ein Kalkputz sein. Bewerte Farbe für den Innenbereich sind Lehmfarbe und Kaseinfarbe. Der Außenbereich wird mit einer mineralischen Silikat Farbe gestrichen. 

Energetische Sanierungen

Eine energetische Sanierung mit Lehmbaustoffen ist bedenkenlos  durchzuführen, da mit dem gleichen Material was vorhanden ist Saniert werden kann. So vermeidet man Bauphysikalische Fehler.

Die Auswahl der richtigen Baustoffe bei Außen- oder Innendämmungen, sowie der Putze und Farben sollte auf die vorhandenen Baustoffe abgestimmt sein. Es sollen die Baustoffe verwendet werden die vor Ort Bestand sind, sowie dampfdiffusionsoffen.

Auch eine Sanierung im Sinne der Denkmalpflege wird durch den Einsatz von Lehmbaustoffen gewährleistet. Soviel wie möglich kann erhalten bleiben. Fehlstellen werden mit Lehm aufgearbeitet.

Werden Lehmbaustoffe durch den gleichen Baustoff ersetzt, bleibt das Gebäude dauerhaft schadensfrei, denn bauphysikalische Fehler werden vermieden. Historische Bauten, die 200 Jahre und älter sind, werden mit modernen Baustoffen kaputt saniert. Häuser die Jahrhunderte alt sind, sanieren wir technisch wie bauphysikalisch falsch, sodass man nach 10-15 Jahren extreme Schäden nachweisen kann.

Innendämmsysteme entsprechen den anerkannten Regeln der Technik und bieten Lösungen, die in der Praxis erprobt und bewährt sind. Einsatzbereiche sind die energetische Sanierung bei erhaltenswerten Fassaden aus Fachwerk, mit Stuck und Sichtmauerwerk. Bewährt haben sich die Innendämmung mit Schilfrohrdämmplatten, sowie die Isoklima-Platte. Diese beiden Dämmplatten wurden den letzten Jahren bei Historischen Bauten eingesetzt, ohne Dampfbremse oder Dampfsperre.

Fazit

In der Tat verkörpert der Lehm etwas, was selten geworden ist, aber immer mehr Wertschätzung findet:

handwerkliche Fertigung mit einem der am längsten erprobten Baustoffe. Neuwertige Lehmbaustoffe, Lehmbauplatten, Lehmdekorputz, Lehmfarbe ermöglichen dabei hohe Oberflächenqualitäten.

Dabei sind stark gestiegene Anforderungen zu erfüllen.

Die Werkstoffeigenschaften und die wirtschaftlichen Anforderungen anzugleichen. Z.B Bindekraft, Plastizität und Druckfestigkeit des Baustoffes.

Zu dem zukunftsweisenden Schritt in Richtung eines ökologischen Passivhauses gehören nicht nur hochdämmende Bauten, sondern im Innenraum auch Materialien, die Feuchteschäden und Schimmelbildung vermeiden.

Bei Instandsetzung und Umnutzung vorhandener Bausubstanzen, ergibt sich oft eine Vielzahl an Fragen, dies betrifft die Bewertung und Eigenschaften der vorhandenen Baustoffe.

Für den Erhalt der historischen Bauten bedarf es detaillierte Kenntnisse über die bestehende Baukonstruktion, als auch die verwendeten Materialien. Auf Grund dieser Erkenntnisse soll eine Restaurierung und Innendämmung geplant und ausgeführt werden.

Mit Lehm lassen sich einzigartige und ästhetische Oberflächen schaffen. Lehm wirkt sehr homogen und flächig im Ganzen. Es bietet eine Vielzahl von Variablen. Lehmoberflächen schaffen eine beruhigende Optik, wirken positiv auf das Wohngefühl und bieten durch ihre Eigenschaften ein fantastisches Raumklima.